Das Bewusstsein, einer Aufgabe zu dienen,
hat eine lebensverlängernde und krankheitsverhütende Wirkung.
Jetzt kommen Sie doch einmal auf den Punkt! Hinter diesem Appell steht meist eine bei einer Person erlebte Unklarheit, Langsamkeit, Unschlüssigkeit oder Ineffizienz. Man wünscht sich ein verbindliches und eindeutiges Wort. Was aber, wenn es einem Menschen selbst im inneren Dialog an solch deutlichen Worten fehlt? Und was, wenn dann zudem eine Situation eintritt, die sich durch einen unumkehrbaren, unwiederbringlichen, unersetzlichen Verlust oder eine sich plötzlich auftuende, einmalige Möglichkeit auszeichnet? Eine Situation, die eine klare Stellungnahme erzwingt? Ralph Schlieper-Damrich nennt diese Kontexte Tode im Leben und das, was ihnen bestenfalls folgt existenzielle Abschiede. Deren Besonderheiten und Hintergründe beleuchtet dieses Buch, psychologisch, auf Basis der Sinntheorie Viktor Frankls existenzphilosophisch, theoretisch und mit zahlreichen Fallvignetten aus der Praxis.
Die Rezensentin Nicole Schwarz schreibt zum Buch: Coaching des Todes – für mich als Leserin eine Reise, bei der ich auf authentische Weise nicht zu einem sofortigen und schnellen Ziel geführt wurde. Vielmehr waren die zu Beginn des Buches versprochenen Sprünge und Seitenstränge spannend und wie das Leben und der Tod nicht immer straight und voraussehbar. Leser und Leserinnen, die sich ein handliches Coachingbuch mit Tipps und Tools zur schnellen Bewältigung von Abschiedssituationen erhoffen, sollten woanders suchen.
Das Thema ist meines Erachtens so essentiell, dass es - auf den Punkt gebracht - möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden müsste. Dass der Autor sich dies von Coachs erhofft, zeigt einerseits den lebenspraktischen Bezug auf, den das Buch dann vermittelt, wenn nach der Vermittlung theoretischen Rüstzeugs zahlreiche Coaching-Praxisfälle die Verständnisbrücken bauen. Bei der wissenschaftlich-theoretischen Auseinandersetzung, die der Autor mit zahlreichen neuen Perspektiven aus der Sinntheorie und Logotherapie Viktor Frankls anbietet, kommt es sicher darauf an, ob der Leser dem zugrundeliegenden Menschenbild folgen kann und er bereit ist, sich der intellektuellen Herausforderung zu stellen. Gerade die Unterscheidung des existentiellen Abschieds von normalen Abschieden und die damit verbundenen existenziellen Gefühle, deren Vorstellung im Buch viel Raum gegeben wird, bedingen ausreichend Ruhe in der Verarbeitung des Textes. Ebenso gilt dies für die Bedeutung der Verwirklichung der von Frankl so genannten Einstellungswerte und der erweiterten Thesen zur Person.
Ich hatte den Eindruck, dass ich für das Verständnis sehr von einer bereits zuvor vollzogenen Annäherung an das Lebenswerk von Viktor Frankl profitiert habe. Wer sich hier noch nicht gut aufgehoben fühlt, dem mag das Buch Wertecoaching des Autors eine hilfreiche Basis sein. Coaching des Todes erweitert den Reflexionsspielraum und das Methodenrepertoire –ein echter Mehrwert! Mehr noch aber macht das Buch Lust auf Leben mit den dazugehörigen Herausforderungen und hält der Angst vor den Toden im Leben etwas entgegen, was jeder besitzt und nicht erfunden werden muss.
Mir persönlich hat das Buch einen Weg eröffnet, Sinn im Tod zu spüren und das ‚Handwerkszeug‘ gleich mitgegeben, diesen eigenverantwortlich zu verwirklichen. Die Erkenntnis, dass Leben nach Tod auf eine solche Weise in meinen Händen liegt, hält der Verdrängung, der Hilflosigkeit, der Trauer und der Angst, ein gutes Stück Zuversicht und Handlung entgegen. Dort, wo vorher Ohnmacht war, sprengt der Sinn die Türe ins ‚Nichts‘ und lässt einen neuen Lebensraum entstehen. Unglaublich. Für mich ist zudem eine neue, erweiterte Realität entstanden, die es mir ermöglicht, über persönliche Werte ‚in Kontakt zu bleiben‘ mit geliebten Menschen, die ich verloren habe. Und das, obwohl der physische Tod eines Menschen gar nicht im Vordergrund des Buches steht.
Wohl jeder Mensch weiß um Situationen im Leben, in denen etwas derart aus den Fugen geriet, dass die eigenen Kräfte drohten, nicht mehr auszureichen. Jobverlust, Krankheit, die Geburt eines behinderten Kindes, Scheidung, der Tod eines nahen Angehörigen, eine die Existenzgrundlagen zerstörende Flut und nicht selten die Summe mehrerer Ereignisse bringen das individuelle "Belastungsfass zum Überlaufen". Der Übergang von Problem zur Krise, von Stress zur Krankheit, von Ressourcenausschöpfung und Bedarf an fremder Hilfe ist fließend.
Von Managern und Führungskräften wird aufgrund ihrer Rolle oft erwartet, dass es ihnen leichter gelingt, Brüchen im Leben zu trotzen. Dabei wird schnell vergessen, dass Krisen von heute neben ihrer ohnehin gegebenen Komplexität durch den Wegfall früher verlässlicher sozialer, religiöser und familiärer "Schutzschichten" zu Ereignissen werden können, die es vermögen, auch hochkompetente Personen in die Knie zu zwingen. Anhaltender Leistungsdruck und permanente externe Beobachtung beschleunigen die Erosion vorhandener Ressourcen und erklären den zunehmenden Bedarf an Coachingdienstleistungen, in deren Fokus die Arbeit an psychischen Spitzenbelastungen steht. Ein Buch, explizit zum Krisencoaching, fand sich bislang nicht. Ein Grund dafür mag in der Stagnation der Krisenforschung liegen, die sich offenkundig schwertut, für das konkrete Leben konkreter Menschen neue Perspektiven zur Prävention und Krisenbewältigung vorzuhalten.
Dieses Buch unternimmt den Versuch, an dieser Stelle einen weiteren Schritt voranzukommen. Den ersten ist das Autorenteam im Jahr 2011 mit dem Buch "Wertecoaching in Krisen" gegangen, in dem die besondere Bedeutung des individuellen Wertesystems hervorgehoben wurde. Diesmal beleuchtet es unter anderem die Aspekte bewussten Handelns in Krisen, schaut auf Persönlichkeitsmerkmale und ihre Wirkungen im Umgang mit Belastungen und gibt einen umfassenden Einblick in den Stand der Krisentheorie und in die Rolle des Coachs als "Krisenpädagoge", der darin unterstützt, kommenden Brüchen im Leben wirkungsvoll zu trotzen. Der Transfer in die Coachingpraxis geschieht anhand der ausführlichen Darstellung von fünf realen Fallbeispielen, die jeweils Ausgangslage, Vorgehen, Methodeneinsatz und Wirkweise beschreiben.